Nun ist sie um, die Hallensaison 2009/2010. Mit den Deutschen Meisterschaften in Bad Blankenburg geht es nun auch für die letzten im Turniergeschäft aktiven Litzelstetter endlich in die wohlverdiente Wettkampfpause, bevor im April die Außenrunde startet. Halbwegs zufriedene Mienen dürfte es dabei auf der anderen Seite des Globus geben: Susanne Papendick hat zum ersten Mal in dieser Hallenserie eine Wette gegen Christian Wild und Heiko Plagwitz gewonnen. Damit kann der weitere Urlaub ganz entspannt genossen werden.
Voller Tatendrang waren zum Saisonfinale unsere beiden erstplazierten der Landesmeisterschaften aus Blumberg, Christian Wild und Heiko Plagwitz, ins thüringische Bad Blankenburg angereist. Der besondere Kick war bereits vor geraumer Zeit ins Spiel gekommen, da beide für sich einen guten Abschluß der Hallenrunde anstreben und das Achtelfinale erreichen wollten. Kein unmögliches Unterfangen, so stand es von Anfang an fest, aber doch eine anspruchsvolle Aufgabe. Ein guter Grund also, diese Zielsetzung mit einer passenden Motivationsspritze zu versehen. Und so winkte als mögliche Belohnung ein Entlastungs- und Entspannungstag im Rahmen des Jugendlagers 2010 für die beiden Schützen, der im Falle des Falles durch Susanne abgedeckt werden würde.
Während auf der Tribüne in der Halle der Landessportschule die Litzelstetter Anhänger das Geschehen verfolgen und entsprechend diskutieren konnten, hatten in der Samstagnachmittag-Schicht Heiko und Christian gut zu tun. Bei bester Laune und guter Stimmung wurden zunächst einmal die knappen Plätze hinter dem Geräteraum gemeinschaftlich mit einigen Liga-Bekannten gesichert und verteidigt, bevor es anschließend um die Punkte an der Schießlinie ging.
Zu Beginn lief alles im Grunde fast so wie geplant. Heiko löste „wie immer“ seine Aufgaben, und es gab nur wenig ungewöhnliches zu beobachten. Auch Christian machte seine Sache ordentlich, auch wenn es „nach oben“ noch etwas Luft gab. Zeitgleich ging auf der Scheibe vier zwischen dem Ex-Hallenweltmeister Sebastian Rohrberg und Jens Pieper so richtig die Post ab. 30er folgte auf 30er, ab und zu einmal eine schwache 29er Runde, man hatte wirklich etwas zu gucken (und am Ende ein 294:292 für Rohrberg zu notieren).
Halbzeit erster Durchgang, die Zeit verging natürlich entsprechend. Eigentlich konnte die kleine Litzelstetter Fangemeinde recht zufrieden mit dem Geschehen sein. Allerdings leistete sich Christian dann mehr oder minder aus heiterem Himmel eine ungewöhnliche 7-8-9er Kombination. Alles mehr oder weniger zu tief. Kopfschütteln unten, keine Ahnung oben, was da faul war. Auch in der Folge „verdaddelte“ er in jeder Passe einen oder auch zwei Pfeile. Faden gerissen ? Wurm drin ? Irgendetwas in der Art war es wohl. Jedenfalls war die Luft erst einmal raus. Nur 273 Ringe und eine Position irgendwo in den hinteren 50ern, mehr war nicht zu holen. „Na, wenigstens habe ich noch Luft nach oben. Viel Luft“, so der Pausenkommentar zu den fünfeinhalb Beobachtern im Fanblock.
Heiko, der sich mit 278 Zählern um einiges weiter vorne eingruppiert hatte, brachte es auf den Punkt, wie immer kurz und präzise: „Eigentlich bin ich zufrieden. Es läuft halt ein bißchen zäh“, so seine Halbzeitbilanz, die er aber nach einer kurzen Denkpause doch noch knapp ergänzte, „sehr zäh, eigentlich.“ Zu diesem Zeitpunkt lag die Runde der letzten 16 fünf bzw. zehn Zähler weiter vorne, also noch nicht ganz oder auch ziemlich außer Reichweite – je nach Perspektive.
Neben den üblichen Pausenritualen gab es in diesem Wettkampf dann zumindestens auch die Gelegenheit für eine Traineransage. Und siehe einer an: sie wirkte ! Zweifel eingepackt, Ehrgeiz ausgepackt, Aufgabe angepackt, Ringe eingesackt: trotz des frustrierenden ersten Durchgangs schaffte Christian die Wende und konnte sich an die bis dahin deutlich bessere Konkurrenz klemmen. „Tjaaa, neeech, wenn er nich so rumeiert, denn sieht dat doch echt janz goot aus“, wurde oben am Rande verhackstückt. Schiet ok, daß in der ersten Hälfte einfach zu viele Punkte auf der Strecke geblieben waren. So konnte sich Christian zum Schluß über eine ordentliche 286er Hälfte freuen, während der Tagestrainer lobte – zur Verständnishilfe dann lieber auf klassisch Hochdeutsch: „Der Christian hat einen richtig starken zweiten Durchgang geschossen.“ Leider blieb das Achtelfinale zehn Zähler außer Reichweite, die erste Halbzeit rächte sich also genau so, wie es zu erwarten gewesen war. Na ja, Rang 37, ausbaufähiges Gesamtergebnis, hilfreicher Trend nach oben, eigentlich ein passabler Turnierabschluß.
Zwei Positionen weiter kämpfte sich auch Heiko durch seinen zähen Wettkampf. Irgendwann zwischendurch, die Damenrunde nebst Anhang hatte sich kurz aus dem Geschehen unten auf dem Feld ausgeklinkt, leistete er sich einen schönen Neuner, nur auf der falschen Auflage. Damit war ein mögliches Finale flöten, entsprechend mühevoll ging das Turnier zu Ende. Vielleicht hatte sich Heiko am Ende auch durch Jan Christopher Ginzel anstecken lassen, der auf der gleichen Scheibe nicht gerade einen guten Tag erwischt hatte. Wie auch immer, am Ende blieben für Heiko 268 Zähler stehen. Er kam damit 546 Ringe und Rang 59 in der Abschlußwertung.
Währenddessen hatte Sebastian Rohrberg seinen einsamen Wettkampf vorne in der Tabelle zu Ende gebracht und gewann die Qualifikationsrunde mit 586 (294, 292) Ringen. Anschließend gab es dann für die müden Kämpfer noch ein bißchen „Finalgucken“, bevor es dann zum abendlichen Saisonausklang mit Zukunftsplänen ging. So konnten die Litzelstetter zwar noch die 119er Viertelfinalrunde von Rohrberg „mitnehmen“ verpaßten am Ende aber dann die spannenden Finals um die Medaillen, wo der Vorkampfsieger nach Stechen unglücklich ohne Edelmetall blieb und Christian Weiss den Titel nach Württemberg holte. Merke: der Wettkampf ist eben doch erst nach dem Finale beendet und kann dann auch etwas überraschend aufhören.
Am Sonntag konnte dann am Vormittag endlich Eberhard Mühlfriedel seine im Vorjahr unglücklich verpaßte erste DM-Teilnahme nachholen. Die langwierige Schulterproblematik hatte er ja endlich im Spätsommer auskuriert und so den „Neustart“ in dieser Hallenserie gewagt. Am Ende blieb für ihn in einem gleichmäßigen 258-258 Wettkampf mit 516 Ringen Platz 16 in der Gesamtwertung und sicher auch das Ziel: nächstes Jahr bin ich wieder dabei, und dann wird’s nach störungsfreier Vorbereitung deutlich besser gehen.
Vermelden können wir also nach Down under: Christian und Heiko haben – leichtsinnigerweise ? – einen Einsatz gewagt, am Ende verloren, na ja, sie werden es verschmerzen können. So kann die unbeteiligt-beteiligte Susanne sich zwar nicht so richtig freuen, denn eigentlich hatte sie sich schon auf einen Tag mit der Jugend eingerichtet, während die Herren der Schöpfung hätten chillen dürfen, was sie bei entsprechendem Ergebnis sicher halbwegs gerne akzeptiert hätte. Andererseits: so schlecht ist es ja auch nicht, einmal in der Betreuung „außen vor“ zu bleiben ... . Also: Serie gerissen, Wette gewonnen ! Auch etwas.
Randnotizen
Leider läßt sich Norddeutsch nicht so richtig einfach aufschreiben, selbst für Norddeutsche (und es ist ja bekannt, für die Bodensee-Region gilt natürlich auch: wir können alles, außer Hochdeutsch (wahrscheinlich also entsprechend Norddeutsch)) – von daher wär’s wohl eh sinnlos gewesen. Deshalb: Mut zur Lücke. Gelacht haben wir trotzdem viel ...